Foto: FIDE/ Eng Chin An
"Jetzt steht zum ersten Mal in der Geschichte der indische Tiger dem chinesischen Drachen im Kampf um die Weltmeisterkrone gegenüber. Wir werden Zeuge eines monumentalen Aufeinandertreffens, wenn der erst 18-jährige Gukesh den amtierenden Weltmeister Ding Liren herausfordert, einen der stärksten Spieler, die je aus China kamen. Dieses Match wird nicht nur die Geschichte des Spiels prägen, sondern auch seine Zukunft, die weltweit von Millionen Menschen verfolgt wird." FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich
Der Wettkampf zwischen Ding und Gukesh wird über 14 Partien mit klassischer Bedenkzeit gespielt. Sollte es danach unentschieden stehen, folgt ein Stichkampf mit Schnellschachpartien. Der Gesamtpreisfonds umfasst 2,5 Mio. US-Dollar, mit Google als Hauptsponsor.
Zu dieser Weltmeisterschaft gibt es einige Geschichten zu erzählen. Hier spielt ein Chinese gegen einen Inder, Vertreter der zwei Staaten der Welt mit den höchsten Einwohnerzahlen. Erstmals in der Geschichte der Schachweltmeisterschaften ist kein europäischer Spieler beteiligt. Ding Liren, 32 Jahre alt, ist der beste chinesische Großmeister einer Generation von starken Spieler aus dem Reich der Mitte, die sich in den 2000er Jahren nach und nach in die Weltspitze vorgespielt haben. Die chinesischen Männer dominieren das Schach nicht so sehr wie die chinesischen Frauen, gehören aber zu den führenden Nationen.
Die neue Schach-Großmacht ist indes Indien. Viswanathan Anand hat mit seinen Erfolgen in den 1990er und 200er Jahren, mit mehreren Weltmeisterschaften, einen ungeheuren Schachboom in seinem Heimatland ausgelöst und Schach zu einer der beliebtesten Sportarten gemacht. Unzählige junge Menschen eifern ihm nach, darunter große Schachtalente. In großer Zahl stürmten die Inder die Schachturniere in der Welt und die besten jungen Spieler eroberten rasch Plätze in die Weltspitze, darunter auch Gukesh Dommaraju, mit 18 Jahren einer der Jüngsten. Bei der vorletzten Schacholympiade 2022 holten die jungen Inder die Silbermedaille, in Budapest 2024 war es schon Gold.
Nach seinem Sieg im Weltmeisterschaftkampf 2023 gegen Ian Nepomniachtchi fiel Ding Liren in ein mentales Loch. Er verschwand aus der Turnierarena und berichtete in raren Interviews vage von gesundheitlichen Problemen. Schließlich kehrte er zurück, doch Ding war nicht mehr der alte. In seiner besten Zeit war Ding kaum besiegbar, legte eine Serie von 100 Partien ohne Niederlage hin und hatte wegen seiner Unüberwindbarkeit den Spitznamen "Chinesische Mauer". Doch nun machte er unerklärliche Fehler. Die Sicherheit war dem Chinesen abhanden gekommen und er rutsche in der Weltrangliste bis auf Platz 23 ab. Nie zuvor hatte ein amtierender Weltmeister einen Platz soweit hinten in der Weltrangliste belegt.
Im Gegensatz dazu wird Gukesh auf Platz fünf der Weltrangliste geführt. Das ist noch kein Platz an der Spitze der Liste, aber Gukesh hat in seiner Entwicklung das Ende der Fahnenstange gewiss noch nicht erreicht.
Das sind also die Ausgangsbedingungen beim WM-Kampf 2024 in Singapur. Und so galt den Experten Gukesh als Favorit auf den Sieg. Allerdings haben Zweikämpfe ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten.
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