Der Königsplan für Kinder

Lektion 2: Der König

Der König symbolisiert den König im alten Indien, der stets der Kriegerkaste angehörte und seine Truppen anführte. Den eigenen König zu beschützen und den gegnerischen König zu besiegen steht an oberster Stelle und ist damals wie heute das Ziel des Schachs. Der König zeigt sich zu Beginn der Schachpartie als ängstliche Figur, die beschützt werden muss. Die meiste Zeit der Schachpartie versteckt er sich hinter seinen eigenen Streitkräften, so auch bei seiner Startposition. Doch dann, wenn nur noch wenige Gegner da sind und die Gefahr, dass ihm etwas zustoßen könnte sehr gering ist, zeigt sich sein wertvoller und starker Charakter und er wird zur wichtigsten Figur. Deshalb lautet auch die oberste Regel im Endspiel mit wenigen Figuren: Aktiviere deinen König!

Ebenso wie dem echten König im alten Indien als oberstem Herrscher „alles erlaubt war”, darf er auch am Schachbrett in jede Richtung, also nach vorne, hinten, zur Seite oder sogar schräg, einen Schritt machen.

Ein Schritt pro Zug genügt dem König jedoch, denn seine Majestät hat es schließlich nicht nötig, sich zu hetzen. Wozu denn auch die Eile, wenn er doch auf lange Sicht überall auf dem Schachbrett spazieren kann.

 

Die Gangart des Königs auf einen Blick:

  • Ein Schritt in jede Richtung
  • Nach vorne, nach hinten, schräg
  • Der König schlägt genauso wie er zieht, befindet sich eine gegnerische Figur in seinem Bereich, kann er sie vom Brett nehmen und sich an ihre Stelle begeben.
  • Umgekehrt darf sich der König niemals selbst in Gefahr begeben, sich also keinesfalls auf ein Feld stellen, wo ihn eine gegnerische Figur schlagen könnte. Denn geht der König verloren, ist alles verloren, so war es auch im alten indischen Heer.
  • Deshalb dürfen die beiden Könige niemals auf angrenzenden Feldern stehen, denn dann könnte ja ein König den anderen schlagen. Mindestens ein Feld muss zwischen ihnen liegen (ein Zeichen des Respekts dem anderen König gegenüber).
Abbildung 5 – Die Gangart des Königs.

Video zum König: 

 

Die Opposition und der Zugzwang

Opposition bedeutet Gegenüberstellung der Könige. Da die Könige sich niemals ganz nahekommen dürfen, können sie sich gegenseitig in den Weg stellen und dem anderen König wichtige Felder unzugänglich machen. Bei der Opposition stehen sich die Könige frontal gegenüber, während sie ein Feld trennt. 

Abbildung 6 – Die Opposition: Beide Könige stehen sich mit einem Feld Abstand gegenüber.

Wichtig: Man sagt, dass eine Seite die „Opposition hat” und dadurch im Vorteil ist, wenn die andere Seite am Zug ist! 

Denn dann muss der andere König zur Seite weichen und den Weg freigeben. Wir können uns dann die beiden Könige wie gigantische Kämpfer oder Sumo-Ringer vorstellen, die jeweils den anderen König mit aller Kraft auf die Seite drängen. Muss man einen Zug machen, der Nachteile für einen selbst hat, spricht man von Zugzwang.

Das ist im Endspiel mit wenigen Figuren oft eine sehr wichtige Methode. Du kannst dir das ganz einfach so vorstellen, als hättest du in einer vollen U-Bahn den besten Platz erwischt, aber jetzt musst du leider aufstehen … Genauso geht es einem König, der in Zugzwang geraten ist.

 

Königsplan-Spiele mit den Königen

Die große Schatzsuche

In der Mitte des Bretts stehen acht weiße und acht schwarze Bauern, die einen Schatz symbolisieren.

Die Bauern können auch durch Süßigkeiten oder z. B. Nüsse ersetzt werden. Jeder Spieler erhält einen König auf e1 bzw. e8 (siehe Abbildung 7). Wie im klassischen Schach startet der weiße König mit dem ersten Zug. Das Ziel des Spieles ist es so viele Schätze (Bauern) wie möglich zu schlagen. Dabei können sowohl weiße als auch schwarze Bauern geschlagen werden, denn sie stellen in diesem Spiel bloß verschiedenfarbige Schätze dar und haben kein Zugrecht. Sobald alle geschlagen wurden, werden die eingesammelten Schätze gezählt und der Spieler mit den meisten gewinnt. Haben zwei Spieler gleich viele Schätze gesammelt, so ist es unentschieden.

Aber Achtung: sollte ein König zu wenig Respekt zeigen und sich direkt neben den anderen König stellen, so darf dieser Eindringling vom anderen König geschlagen werden und der geschlagene muss als Strafe zurück auf sein Startfeld. Denn wie im klassischen Schach ist es auch hier den Königen nicht erlaubt, direkt nebeneinander zu stehen.

Abbildung 7: Die Startposition der großen Schatzsuche. Weiß beginnt und wer mehr Bonbons einsammeln konnte, gewinnt.

Das Schachmillionen-Quiz

In diesem Übungsspiel (siehe Abbildung 8) bist du Weiß und gewinnst, wenn es deinem König gelingt, auf ein Feld der achten und letzten Reihe vorzustoßen. Der schwarze König wird aber versuchen, dich daran zu hindern. Obwohl hier nur zwei Könige auf dem Schachbrett stehen, kannst du hier schon echtes schachliches Denken üben! Und hier kommt das Quiz: Wenn Weiß nach vorne kommen und dann gewinnen will, hast du drei Felder zur Auswahl: a5, b5 oder c5. Aber wie bei einer Millionenshow ist nur eine Antwort richtig und bringt Weiß den Sieg!

Abbildung 8 – Das Schachmillionen-Quiz: Weiß ist am Zug. Mit welchem Zug (1.Ka5, 1.Kb5 oder 1.Kc5) schafft er es auch bei bestem Spiel eins der Felder auf der 8. Reihe zu erreichen? Tipp: Bedenke die Möglichkeit von Schwarz und Weiß in Opposition zu gehen.

 

Um diese Aufgabe zu lösen, musst du dich auch in die Rolle des Schwarzen hineinversetzen und dir vorstellen, was die beste Verteidigung für ihn ist. Das ist eine sehr wichtige Fähigkeit, denn auch sonst im Leben ist es von großer Bedeutung, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und sich vorzustellen, was sie tun werden und was ihnen wichtig ist. Und es geht auch um das „Denken in Varianten”, wie man es im Schach nennt. Das bedeutet, dass man sich verschiedene Möglichkeiten vorstellt und sich überlegt, was aus ihnen entstehen würde. Am Ende wählst du die Möglichkeit, die zum besten Ergebnis führt. Jetzt kannst du also in aller Ruhe überlegen, für welche Möglichkeit du dich entscheidest: Mit welchem Zug gelingt es dir mit Weiß, auf die achte Reihe durchzubrechen und warum wären die beiden anderen Züge viel schwächer?

 

Lösung:

 

Keinen Erfolg bringen die Züge 1.Kc5 oder 1.Kb5, denn Schwarz geht in Opposition: 1.Kc5 Kc7 oder 1.Kb5 Kb7 und Weiß kommt nicht mehr weiter. Viel besser ist 1.Ka5. Jetzt möchte Weiß mittels 2.Ka6 weiter vordringen. Das kann Schwarz nur mit 1…Kb7 verhindern. Doch jetzt spielt Weiß 2.Kb5 und Schwarz ist in Zugzwang! Der schwarze König steht optimal, aber er muss ziehen und dadurch dem weißen König den Weg freigeben! So könnte es weiter gehen: 2…Kc7 3.Ka6 Kb8 4.Kb6 (Weiß nimmt wieder die Opposition und Schwarz ist erneut in Zugzwang!) 4…Kc8 5.Ka7 und im nächsten Zug erreicht Weiß die achte Reihe und hat das Übungsspiel gewonnen.

 

Aufgaben zu „Der König”