Willkommen zu Teil 2 unserer Reise durch die Vorteilsverwertung. Im ersten Band haben wir die Fundamente gelegt: prophylaktisches Denken, das behutsame Verstärken statischer Vorteile, kluge Abtauschentscheidungen und sichere Übergänge - samt der Gelassenheit, zwischendurch präzise zu verteidigen, „keine Angst vor Gespenstern“ zu haben und den Sack am Ende sauber zuzumachen.
Jetzt drehen wir den Regler weiter auf. Dieser Band hat zwei Pulsadern:
- Dynamik & Timing. Wir lernen, Momente zu erkennen, in denen die Stellung „atmet“: Entwicklungsvorsprung, unkoordinierte gegnerische Figuren, schwache Felder - und dann konkret zuzuschlagen. Dynamische Vorteile sind flüchtig; wer zögert, gibt sie zurück. Hier geht es um Energie, Initiative und das Gespür für jetzt oder nie.
- Spannung halten & steigern. Nicht jede Gewinnstellung entsteht im Feuerwerk. Häufig gewinnen wir, indem wir die Spannung bewusst konservieren, Zug um Zug Druckmittel anhäufen und erst dann den entscheidenden Hebel ziehen. Schlüsselidee: das Prinzip der zwei Schwächen. Eine Schwäche lässt sich oft noch halten; zwingen wir eine zweite - häufig am anderen Flügel - kollabiert die Verteidigung.
Ein Schwerpunkt ist der Raumvorteil. Raum ist ein langfristiger Trumpf - und eine Verpflichtung: Wer viel Raum hat, muss ihn kontrollieren. Wir sehen, wie moderne Engines (man denke an AlphaZero) den Vormarsch der Randbauern und flexible Flügelwechsel kultiviert haben. Dabei gilt: Mit Raum tauscht man selektiv - die aktivsten gegnerischen Figuren verschwinden, die passiven bleiben zurück.
Wie im ersten Band begleiten euch viele praxisnahe Beispiele und ein gezielter Übungsteil, damit aus Verständnis Treffsicherheit am Brett wird. Unser Ziel bleibt schlicht und anspruchsvoll: Aus „besser“ wird „gewonnen“. Viel Freude beim Studieren, viel Schärfe im Rechnen, viel Geduld im Drücken und viel Erfolg in eurer Turnierpraxis!