Anand-Karpov, Las Palmas 1996
Das häufig als das stärkste Turnier aller Zeiten zitierte Supertorneo Las Palmas 1996 war das erste Turnier der Kategorie 21 überhaupt. Das Turnier hatte einen Elo-Durchschnitt von 2756 und sechs der sieben bestplatzierten Spieler der Welt traten in einem Doppelrundenturnier gegeneinander an. Der Sieger war Garry Kasparov, Vishy Anand belegte den zweiten Platz.
In der vorgestellten Partie Anand-Karpov begann der indische Spieler die Partie ruhig mit 1. Sf3, da er sich nicht mit Karpovs geliebtem Caro-Kann auseinandersetzen wollte. Die Partie ging in eine seltene Variante des Angenommenen Damengambits mit isoliertem Damenbauern (IDB) für Weiß über. Karpov, der zu dieser Zeit nach Kasparov noch immer der zweitbeste Spieler der Welt war, war auch dafür bekannt, ein großer Meister im Spiel gegen IDB zu sein. In der daraus resultierenden Stellung behinderte Anands Bauer auf b5 jedoch die normale Entwicklung des schwarzen Damenflügels, und Karpov beschloss, die Bauernstruktur zu ändern. In der neu entstandenen Situation fand der „Tiger von Madras“, wie der indische Großmeister manchmal genannt wird, eine alles andere als offensichtliche Idee, seinen Läufer auf eine bessere Diagonale zu bringen. Schon in dem Moment hatte Anand ein in der modernen Spitzenpraxis selten anzutreffendes Standardopfer im Sinn, das fünf Züge später geschah. Karpov verbrachte seine ganze Zeit damit, eine Verteidigung zu finden, aber vergeblich, denn nach dem Opfer stand Weiß in allen Varianten auf Gewinn. Im 28. Zug verlor Karpov in einer hoffnungslosen Stellung auf Zeit.