Geller-Fischer, Kandidatenturnier, Curaçao 1962
Das Kandidatenturnier 1962 auf der Insel Curaçao in der Karibik wurde im Vier-Runden-Format mit acht Spielern und 28 Runden ausgetragen. Das Turnier war ein Triumph für die sowjetischen Spieler. Der erste Platz ging an Tigran Petrosian, der ein Jahr später neuer Weltmeister wurde. Mit einem halben Punkt Rückstand auf Petrosian folgten Keres und Geller auf den Plätzen zwei und drei. Einer der Favoriten, Fischer, zeigte eine enttäuschende Leistung und nach dem Turnier beschuldigte er die Sowjets der Absprache. Nicht ohne Grund erwähnte Fischer, dass ein solches Turnierformat in Kombination mit der angeblichen Absprache es einem nicht-sowjetischen Spieler unmöglich machte, zu gewinnen. Nach Fischers Anschuldigungen schaffte die FIDE im nächsten Weltmeisterschaftszyklus die Kandidatenturniere ab und ermittelte den Herausforderer des Weltmeisters fortan mit Hilfe eines Wettkampfsystems oder später mit einer Mischung aus Wettkämpfen und Kandidatenturnier. Damit war das Turnier in Curaçao das letzte Kandidatenturnier für einen langen Zeitraum. Erst 2013 führte die FIDE wieder das Kandidatenturnier im klassischen Stil ein.
In der vorgestellten Partie aus der zweiten Runde stand Fischer mit Schwarz einem Gegner gegenüber, der für den Amerikaner einer der unangenehmsten seiner Karriere war. Obwohl Efim Geller als gefährlicher Angriffsspieler bekannt war, zeigte er in der vorliegenden Partie ein tiefes strategisches Verständnis. Gleich nach der Eröffnung erlaubte Fischer Weiß, einen scheinbar harmlosen Freibauern im Zentrum zu bekommen, in der Hoffnung, ihn ohne Probleme blockieren zu können. Es stellte sich jedoch heraus, dass die solide aussehende Blockade der schwarzen Felder eine Illusion ist. Mit einem lehrreichen Manöver des Turms bewies Geller, dass Weiß in solchen Stellungen über ausreichend Potenzial verfügt, um durchzubrechen und seine Bauernmehrheit auf dem Damenflügel voll auszunutzen.
Eine lehrreiche strategische Partie!