Moderne Klassiker

Kasparov-Nikolic, 1992

Kasparov-Nikolic, Schacholympiade, Manila 1992

In der vorgestellten Partie überraschte Garry Kasparov den bosnischen Großmeister Predrag Nikolic bereits im sechsten Zug. Obwohl die Fortsetzung 6.Ld2 bisher noch nicht auf hohem Niveau gespielt wurde, wurde sie nach der Partie sofort zu einem neuen Trend und etablierte sich als Hauptzug für Weiß in dieser Variante der Slawischen Verteidigung.

Nur sechs Züge später erlebte Nikolic eine weitere Überraschung, als Kasparov unerwartet seine eigene Bauernstruktur aufbrach, um die f-Linie zu öffnen und den Läufer auf die lange Diagonale zu stellen. Dies war ein starkes Konzept und Weiß entwickelte in den nächsten Zügen eine sichtbare Initiative. Dennoch sah es so aus, als ob Schwarz in der Lage sein sollte, die Dinge unter Kontrolle zu halten, wenn Nikolic es geschafft hätte, einen weiteren Verteidigungszug zu machen. Allerdings kann ein einziges Tempo im Schach oft alles grundlegend verändern. Bevor Schwarz sich konsolidieren konnte, startete Kasparov einen starken Angriff, indem er eine Figur opferte, und Nikolic musste sein zusätzliches Material bald zurückgeben, um die Damen zu tauschen. Im daraus resultierenden Endspiel behielt Weiß die Initiative und nach dem rechtzeitigen Bauernvorstoß auf der gegenüberliegenden Seite des Bretts öffnete Kasparov eine weitere Linie, um mit dem Turm auf der siebten Reihe entscheidend einzudringen. Kurz danach hat Nikolic aufgegeben.

Die Partie gewann den Schönheitspreis der 30. Schacholympiade.